Wir schreiben den 09.Juli 2019. Eigentlich wollten wir schon längst unterwegs sein. Aber, wie das hier in Spanien so ist, war wieder Wartezeit angesagt – eben wegen dieser Umschreibung zum Wohnmobil. So haben wir noch genügend spanische Sommerhitze abbekommen. Aber jetzt, jetzt sind wir unterwegs.
Kulti 2.0 startklar
Am 02. Juli 19 richteten wir Kulti ein. Es stand schon lange alles in unserer Küche und jetzt konnten wir endlich alles in die Schränke räumen. War nu nicht der große Spaß bei der Hitze, aber egal: Es ist so was von sau gemütlich geworden.
Nun ja, wir waren mal wieder in der Warteschlange – same procedure as last year: Umschreibung zum Wohnmobil… Darauf warteten wir wochenlang und so stand der gepackte Kulti weiterhin vorm Haus und wartete auf seine erste große Fahrt.
Yes, we can
Am Samstag dem 06. Juli 19 kam die Nachricht, dass wir die fertigen Papiere abholen können. Wir haben es erst geglaubt, als Gerd die Papiere in den Händen hielt. Da übers Wochenende große Hitzewelle angesagt war, planten wir die Abreise für Montag. So ohne Klimaanlage durch Spaniens Backofen zu gurken – das ist wirklich nix Schönes. Als wir dann aber im eigenen Saft schmorten und das Schmoren gar nicht mehr aufhörte, stand der Entschluss fest: Nichts wie weg hier. Mehr schwitzen geht fast nicht.
Und so starteten wir am Sonntag, dem 07. Juli, am späten Mittag. Poh, ich kanns euch sagen. Es war unerträglich heiß. Richtung Murcia wurde es heiß und heißer. 40 Grad zeigte uns ein Thermometer an. Die Fenster im Wagen waren offen, aber es kam nur heiße Luft herein. Wir tranken ohne Ende Wasser und Tee, aber die Rachen wurden stetig trockener. Rollender Backofen sozusagen.
So fuhren wir über die Autobahn und fuhren und fuhren und hofften auf Abkühlung. Nach ca. 400 km kam sie dann auch. Nicht gerade so kühl, dass man Juhu schreien konnte, aber wenigstens fühlte man sich nicht mehr wie ein Brathuhn. Gegen Mitternacht kamen wir an der Olivenfarm hinter Zaragoza an. Dort waren wir letztes Jahr schon. Das Tor war natürlich geschlossen und so übernachteten wir davor.
Am nächsten Morgen fuhren wir auf den Stellplatz, auf dem nur ein anderes Wohnmobil stand. Wir haben in aller Ruhe gefrühstückt, bevor wir die Fahrt fortsetzten. Dort war es an diesem Morgen bewölkt mit angenehmen Temperaturen. Die Wettervorhersage sprach von Gewitter, Regen und Sturm. Davon haben wir nichts mitbekommen. Erst später las ich, dass es wohl in einigen Gegenden Nordspaniens Unwetter gab.
Sonnengelb … und schon sind wir wieder die Kiffer-Crew…
Irgendwann am späten Morgen machten wir noch ein paar Einkäufe im nächsten Ort und fuhren weiter über die Autobahn Richtung Grenze. Kulti 2.0 ist ja nun nicht mehr in Tarnfarbe lackiert. Bei der Masse an Wohnmobilen, die durch die Gegend rollen, ist Tarnfarbe ziemlich uninteressant geworden. Dank Apps, Facebook und Co. wird zudem jeder Geheimplatz bekannt – es gibt also keine Plätze mehr, wo man im Geheimen hinfahren könnte. Also konnten wir den Wagen auch in Gerds Lieblingsfarbe lackieren: Sonnengelb.
Unterwegs kamen uns die Jahre in unserem gelben Setra-Bus in den Sinn: Plötzlich waren wir die kiffenden Hippies – meinten manche Leute und auch die Bullerei. Wir dachten, wir hätten ein seriöses Gelb gewählt. Aber an diesem Tag wurde uns klar: Seriös geht anders.
Wir fuhren also durch wirklich herrliche Landschaften.
Irgendwo hinter Pamplona kamen wir an eine Zahlstelle und sahen schon zig Bullen in voller Montur hinter dieser Zahlstelle stehen. Manche Wagen konnten weiterfahren und manche wurden angehalten. Einer der Typen sah uns, hatte einen ziemlich finsteren Blick uuund… winkte uns raus. Möööh.
Man kam sich wirklich wie ein Schwerverbrecher vor. Waffen- und Drogenkontrolle. Scheinbar verströmten die Befehlshaber eine ganz dunkle Energie, denn Emma wurde total nervös. Sie fiepte und wurde leicht panisch. Fahrertüre wurde geöffnet und eine Bullerin befahl, die Papiere zu zeigen. Meine Papiere lagen aber hinten im Wagen. Ich öffnete die Beifahrertüre und da stand schon ein Polizist. Einfach nach hinten gehen und die Papiere holen – das war verboooten. Er befahl mir jeden Schritt und jeden Handgriff. Gerd wurde abgetastet, ich wurde nur gefragt, ob ich Messer dabei hätte. Wollte ihm schon aufzählen, welche Küchenmesser wir im Schrank haben, aber ich habs dann doch gelassen. Allerdings war der Typ sehr freundlich. Er gab sich alle Mühe mir zu zeigen, dass er kein Böser ist.
Dann musste ich Emma aus dem Wagen heben und mich zu Gerd stellen, der bereits am Zaun stand. Die Typen stiegen in Kulti und suchten alles ab. Nach ner Weile durften wir wieder einsteigen. Uns wurde gesagt: Alles perfekt, Daumen hoch. Kriegen wir jetzt nen Orden? Mh, scheinbar nicht. Wir sollten einfach weiterfahren.
Das taten wir auch und kamen ins Nebelland.
Jo und dann erreichten wir die Grenze. Wir sahen schon aus der Ferne, dass dort Polizisten standen. Auf der einen Seite spanische und auf der anderen Seite französische. Manche Autos konnten durchfahren und andere wurden angehalten. Nun jaaa, wir waren wieder dabei und wurden kontrolliert. Diesmal blieb Emma aber total entspannt. Die französischen Polizisten waren sehr freundlich. Der eine sagte stolz, dass er ein bisschen deutsch spreche. Diesmal wurden nur die Papiere und Gerds Führerschein kontrolliert. Dann wurden wir gefragt, woher wir kämen und wohin wir wollten und ob wir Alkohol, Tabak und Cannabis dabei hätten. Wir sagten ihm, dass wir Bier und Tabak dabei haben. Gut, ok, wir konnten fahren. Merci.
Sonnengelb – da scheint wohl bei den Polizisten die Sonne: Ja! Jetzt haben wir sie, die Drogendealer, die Kiffer und was weiß ich noch. Aber, wir kennen das schon aus vergangenen Zeiten: Die Euphorie schlägt während der Suche in Enttäuschung um. Und dann, dann strahlt bei uns die Sonne, wenn deren Gesichter lang und länger werden.
Regen, büsschen Gewitter, aber kühler
Wir wollten nun weiter nördlich, weg von allen Gegenden, in denen es heiß sein könnte. Flüchtlinge sozusagen, aber wir müssen keine Angst haben, dass man uns zurückschickt. Unterwegs hatten wir ein bisschen Regen und Gewitter und bedeckten Himmel. Aber es war nicht mehr so heiß wie in Spanien. So sind wir bis hinter Bordeaux gefahren und haben an einem Platz übernachtet, den wir auch bereits von letztem Jahr kannten. Léoville – ein kleines Dorf im Weingebiet.
Tuckerfahrt, wie wir es lieben
In Léoville ist es ruhig und so trat bei uns ganz schnell ein entspanntes Gefühl ein. Wir ließen den Morgen gaanz ruhig angehen. Mit Emma unternahm ich einen schönen Spaziergang und anschließend packten wir allmählich unsere sieben Sachen und fuhren weiter.
Diese Fahrt war wieder genau das, was wir lieben: Ganz gemütlich und langsam über kleine Sträßchen tuckern. Wir können uns immer noch jedes Jahr an diesen charmanten Örtchen mit ihren alten Häusern und den tollen Bauerngärten erfreuen. Für uns hat Frankreich einfach das gewisse Etwas.
Und: Dieses Jahr konnte ich die Fahrt wieder voll und ganz genießen und das mit offenen Augen *höhö*. Letztes Jahr habe ich wegen dieser Schaukelkrankheit fast nur mit geschlossenen Augen im LKW gehockt. Diesmal sah ich die Welt wieder mit anderen Augen, nämlich mit geöffneten. Außerdem wurde zwischendurch angehalten und Kaffee gekocht: Kaffee während der Fahrt trinken und dabei die Landschaften genießen – welch Wohltat.
Der Tag verlief so richtig schön. Zwischendurch hielten wir an Picknickplätzen, von denen es ja unzählige in diesem Land gibt. So frühstückten wir an einem solchen Platz und am späten Mittag fanden wir einen schönen Picknickplatz, um eine Siesta zu halten.
Nach der Siesta schauten wir in die Karte, um einen Übernachtungsplatz auszusuchen. Wir stellten fest, dass Épannes nicht mehr weit war. Dort hatten wir auch letztes Jahr bereits gestanden: Viel Natur und Ruhe – genau das, was wir mögen. Also nix wie hin.
Bis bald wieder und lasst es euch gut gehen!