Die Rückfahrt verlief bisher nicht so dolle und das wohltuende entspannte Gefühl ist nur noch minimalistisch vorhanden. Aber, wir hatten ein schönes Treffen, über das wir uns sehr freuten.
Vier schöne Tage in Bains sur Oust
16. September 18 – Es ist nun 21 Uhr, während ich dies schreibe und wir hören wieder die Eulen rufen. Ansonsten: Stille.
Wir waren nun über ein Wochenende hier in Bains sur Oust. Obwohl der Campingplatz an einem öffentlichen Picknickplatz mit großer Wiese liegt, war es angenehm ruhig. Heute nutzten viele Menschen diesen Platz, aber die Franzosen sind halt anders als die Südspanier. Bei uns im Süden wäre das ganz anders und zwar sehr laut und am besten noch möglichst verschiedene Motorgeräusche. Zum Schluss wäre die Wiese mit Müll belagert.
Die wirken genauso fröhlich wie die Spanier, aber es geht leiser zu. Zum Picknick nehmen sie Tischdecken und echtes Geschirr sowie Gläser mit. Also nix Pappteller und Plastikbecher. Die Tische sehen dann so was von einladend aus, dass man sich am liebsten dazu setzen möchte. Und es wird laaange gesessen und gegessen, natürlich immer mit mindestens einer Flasche Wein dabei.
Zum Schluss liegt höchstens mal ein Tempotuch rum. Ansonsten nehmen sie ihre Abfälle mit oder werfen sie in den Müllcontainer.
Was weniger idyllisch war: Heute Morgen dachte man der Krieg sei ausgebrochen. Rings um uns herum hallten Schüsse durch die Luft und das sehr laut. Jäger sind leider in allen Ländern gleich.
Emma fiel direkt wieder in ihre Angsthaltung. Obwohl sie Schüsse aus Jägers Büchse kennt (ist ja in Spanien nicht viel anders), erinnerte sie diese lauten Töne an Feuerwerke. Ihr Blick ging ständig nach oben, sie fiepste und suchte ein Versteck. Die Morgenrunde verlief deshalb äußerst kurz: Sie wollte nach Hause. Sie blieb den ganzen Tag leicht angespannt und war abends vor lauter Anspannung sehr ko.
Die Tage davor war sie das genaue Gegenteil. Sie liebte die unzähligen Mauselöcher und man sah sie zumeist Schnauze steckend im Mauseloch.
Bis Samstagabend waren wir so gut wie alleine auf dem Platz. Es gesellten sich zwar ab und zu ein oder zwei WoMos dazu, die aber spät kamen und früh wieder abreisten. Samstagabend kam dann direkt ein ganzer Schwung. Aber auch sehr spät, sodass wir tagsüber den Platz für uns hatten.
Die Gegend ist einfach eine reine Wohltat. Diese alten Baumbestände, die Stille, die Tiergeräusche und das Wasser spenden eine unglaublich wohltuende und beruhigende Energie. Man wird ganz still und ruhig, so innerlich.
Wir haben diese vier Tage wieder sehr genossen und waren bestimmt nicht zum letzten Mal hier.
Wetter: Tagsüber zwischen 19 und 21 Grad und nachts ging es auf 9 Grad runter – perfekt.
Der Kulturschock nach der Idylle
17. September 18 – Es ist Montag und wir wachen in dieser schönen, ruhigen Ecke der Bretagne auf. Wir hören das unterschiedliche Gezwitscher der vielen Vögel, krächzende Raben und den hohen Ruf eines Greifvogels.
Wie jeden Morgen trinken wir erst einmal in aller Ruhe unseren Kaffee. Anschließend ziehen wir mit Emma los, die heute wieder ganz Emma ist: Eine verrückte Nudel, die kreuz und quer rennt und ihre Nase immer wieder in Mauselöcher steckt.
Nach diesem Spaziergang saß ich noch lange mit Emma draußen auf der Wiese und ließ diese stärkende und gleichzeitig entspannende Energie der Natur auf mich wirken. Eigentlich habe ich noch gar keine Lust weiterzufahren und eigentlich auch noch gar keine Lust auf Spanien. Aber ok, es steht die Suche nach einem anderen Wagen an. Da wir Mitte Mai unsere nächste Tour starten wollen, wird es langsam Zeit, um diese Aufgabe anzugehen.
Wir nutzen ja gerne die App Park4Night, um uns die oft unnötige Rumgurkerei bei der Suche nach einem Platz zu sparen. Die App ist oft sehr hilfreich, aber manchmal stimmen die Bilder und Beschreibungen mit der Realität einfach nicht überein. Zudem sind die Geschmäcker verschieden.
Haben wir einen Platz ausgewählt, schauen wir immer nochmal bei Google-Map (Satellitenbild) nach, wie es da so aussieht. Wir mögen nämlich weder Städte, noch Plätze an Straßen, sondern Plätze mit viel Natur um einen herum.
Wir hatten heute nicht vor, eine längere Strecke zu fahren. Aber es kam dann doch anders.
Platz Nummer 1 lag an einem Plan D’Eau. Die sind ja oft sehr schön angelegt. Dieser hier war groß und es führte ein Weg um den Teich. Nun ja, nach diesen Monaten in wunderschönen Ecken war dieser Platz für uns total nichtssagend, einfach öde. Der Parkplatz war auch nicht gerade der Hit. Nö, hier wollten wir nicht weilen.
Platz Nummer 2 war ein wirklich sehr kleiner Platz, aber für ganze 5 Wohnmobile ausgelegt. Das wäre das reinste Kuschelcamping geworden. Zudem lag der Platz zwar nah an einem See, aber inmitten einer Siedlung kurz vor Nantes. Die Geräuschquelle war schon alles andere als natürlich. Nö, hier wollten wir nicht weilen.
Nach einer kurzen Pause fuhren wir zu Platz 3. Puh, an Nantes vorbei, über die Autobahn. Verkehr ohne Ende. Das war für uns wirklich ein Schock. Wir hielten uns nun seit Anfang Juni in ruhigen und natürlichen Umgebungen auf, saßen heute Morgen noch in einer solchen Idylle – und nu brummten wir über die Bahn, mit unzähligen anderen Fahrzeugen.
Uns brummte dann auch schnell der Schädel, zumal es warm und wärmer wurde. Da zogen die Gedanken öfter mal zurück…nach Bains sur Oust, St. Congard, Gouarec und besonders nach Lampaul.
Der Platz liegt bei Cholet, auch an einem Plan D’Eau. Die Fotos der App zeigten Natur und Wasser. Es wirkte so, als wäre dort eine Art Parkplatz. Zur Info: Die App ist für Camper von Campern gemacht. Die Fotos und Beschreibungen stammen somit von Campern. Wäre nur nett, wenn man alles zeigt und nicht so tut, als würde man dort in purer Natur-Idylle stehen.
Genau das war nämlich hier wieder der Fall: Plan D’Eau war da, Parkplatz auch, aber der liegt am Straßenrand. Die Straße wird kaum befahren, aber idyllisch ist es hier nicht.
Für Emma – und auch für uns – ist das hier für Spaziergänge ziemlich ungeeignet. Man geht auf einem kleinen Damm, halt zwischen Straße und Wasser.
Die Geräuschquelle: Man hört Straßengeräusche, die zwar etwas entfernt durch die Luft wirbeln, aber man hört sie gut.
Nö, hier wollen wir nicht weilen. Aber: Es sind satte 31 Grad – guter Vorgeschmack auf Spanien. Da fehlt so gänzlich die Lust zum Weiterfahren. Wir werden hier übernachten und morgen zu einem uns bekannten Platz fahren…
Saint Savinien – die nächste Enttäuschung, aber mit schönem Treffen
18. September 18 – Nix wie weg da und einen anderen Platz suchen. Die Nacht war kurz, denn es war zu warm zu schlafen und der Straßengeräuschpegel blieb noch lange erhalten.
Peter und Dagmar meldeten sich und fragten, ob wir uns irgendwo treffen sollen. Wir hatten uns schon länger nicht mehr gesehen und sagten natürlich zu. Treffpunkt war Saint Savinien – den Platz kennen wir und ihr Blogverfolger ebenso: klickst du hier und dort.
Aufgrund der Schaukelkrankheit nahmen wir nur Autobahnen, Schnellstraßen und große Landstraßen – all die Dinge, die wir sonst gerne vermeiden.
Dann kamen wir in Savinien an – puh, wat ne herbe Enttäuschung. Es war erschreckend trocken. Von grüner Wiese konnte nicht mehr die Rede sein. Der Boden war braun, steinhart und rissig. Ein paar Bäume hatten schon arg ihr Laub fallen gelassen. Der Platz wirkte unglaublich hässlich.
Aber ok, das hätten wir noch in Kauf genommen und wären halt nach 1-2 Nächten wieder abgehauen.
Am Ende dieser kleinen Halbinsel gibt es noch einen kleinen Platz. Dort standen wir vor Jahren auch einmal, aber brav am Rand, sodass niemand gestört wurde. Der Platz wird nämlich gerne von Anglern und nachmittags von Hundehaltern aus dem Ort genutzt. Wenn man über diesen Platz geht, kann man mit Hunden gut am Fluss entlang gehen.
Nun stand da der Bus, der im Juni schon dort stand, ein weiterer großer umgebauter Bus und Zelte. Der Platz sah aus wie bei Hempels unterm Sofa. In dem von uns bekannten Bus wohnen auch zwei große Hunde. Die tun nix, sind echt lieb – aber für Emma sind es die puren Monster. Dort vorbei zu gehen ist mit ihr momentan einfach unmöglich.
Scheinbar mögen auch andere Hundehalter nicht über diesen belagerten Platz gehen, denn es gingen gar keine Menschen mit Hunden dort – wie ich von der anderen Flussseite aus beobachten konnte.
Schade, ein solches Das-ist-meins-alles-meins-Verhalten kennen wir ja auch von manchen deutschen Überwinterern, die Strandabschnitte als ihr Eigen erklären – und sich auch so verhalten. Das macht vieles kaputt.
Wir sind zur anderen Flussseite gefahren. Dort stehen normalerweise keine Camper. Diesmal standen 2 Stück am Flussufer, also nix wie hin.
Hier verbrachten wir einen schönen Nachmittag und Abend mit Dagmar, Peter und Hündin Funny. Die beiden Hündinnen waren mal dicke, ganz dicke Freundinnen. Diesmal mussten sie sich erstmal in die Haare kriegen, aber kurz und schmerzlos. Danach freundeten sie sich wieder an und sie gingen gemeinsam baden, Mäuse suchen und was Hunde alles so machen.
19. September 18 – Es ist wieder ein schwül-warmer Tag, bäh. Wir wollten noch einen Tag und eine Nacht bleiben. Ich musste nämlich arbeiten und das kann ich nur an fahrfreien Tagen.
Dagmar und Peter machten zunächst eine Ortsbesichtigung und wollten dann überlegen, ob sie auch noch bleiben oder weiterfahren.
Die Entscheidung wurde ihnen nachmittags abgenommen. Es kam jemand von der „Garde de Peche“ und sagte sehr freundlich, dass hier keine Camper stehen dürfen und zudem die Gefahr bestünde, dass der Fluss über die Ufer trete. Wir sollten doch bitte rüber zum Stellplatz fahren (also auf die andere Flussseite).
Nööö, das wollen wir aber nicht. Dagmar und Peter entschieden sich zur Weiterfahrt und der Abschied kam viel zu schnell. Aber, wir werden uns wiedersehen.
Wir entschieden kurzerhand, ein paar km weiterzufahren, um dort auf einem Platz zu nächtigen. Nun ja, kaum hatten wir Saint Savinien verlassen, wurden wir von der Internetverbindung verlassen. Ganz der modernen Technik verfallen hatten wir uns gar nicht den Platz notiert.
Es war schwül-warm, also eklig warm – sagte ich das schon? Wir haben keine Klima und somit ist das ziemlich unnett, durch so ein Wetter zu fahren.
Also wenden und zurück zu diesem Stellplatz. Hier nächtigen wir und werden am nächsten Tag die Flucht ergreifen.
Am Charente bei Rouffiac
20. September 18 – In Saint Savinien hatten wir noch ein schönes Erlebnis: In der Dämmerung hörten wir Eulenrufe und das ganz nah – juhu. So wurden wir später vom Eulenruf in den Schlaf gesungen – wie wunderbar.
Heute Morgen sind wir nur kurz mit Emma um die Ecke gegangen, dann in den Ernie gestiegen und abgereist. Unser heutiges Ziel liegt nur etwa 30km von Saint Savinien entfernt. Zuvor mussten wir aber noch einen Wocheneinkauf erledigen und das taten wir in Saintes.
Es ist heute wieder sehr warm, also nicht wirklich unser Wunschwetter. Deshalb waren wir heute schon früher unterwegs – das ist nicht sonderlich schwer, weil wir uns so eingependelt haben, dass wir erst zwischen 8-9 Uhr aufstehen. Danach folgt gemütliche Kaffee trinken bis mindestens 10 Uhr – wir haben es schon echt schwer…
Der heutige Platz liegt bei Rouffiac und immer noch am Fluss Charente (der fließt auch durch Saint Savinien). Hier gibt es zwar eine Snack-Bar, die aber scheinbar um diese Jahreszeit geschlossen hat. Ein LKW steht auf der großen Wiese, auf der auch wir unseren Platz gefunden haben.
Es ist nun nicht der Hit, aber endlich wieder ein Platz ohne Straßengeräusche. Wir hören wieder Vogelgezwitscher und sonst ist Stille. Aaaah wie schön. Da macht sich im Innern direkt eine herrliche Ruhe breit.
Nach einem leckeren Frühstück haben wir Emma erstmal einen Spaziergang gegönnt. Das kam seit der Abreise von Bains sur Oust zu kurz. Eine große Runde gabs trotzdem nicht, weil es uns einfach zu warm ist. Was Emma vom Wetter hält, sieht man an ihrem Gesichtsausdruck auf dem Foto, als sie aus dem Fluss kam. Sie hat nun Plüschfell und muss erst ihr Fell wechseln.
Hier bleiben wir bis morgen oder übermorgen – mal schauen. Heute werden wir auf alle Fälle diese Ruhe und Natur genießen.