Die heiße Tour von Aguilas nach Frankreich

Frisch, fromm, fröhlich und frei starteten wir am Freitag, dem 16. Juni, unsere Tour. Diesmal blieben wir allerdings über das Wochenende noch in Aguilas, denn wir wollten unserer Hündin Emma die Böllerei ersparen. Spanier mögen Böllerei und tun das den Sommer über sehr ausgiebig – für Emma Drama pur. Gut geplant wäre halb gewonnen – die Böllerei war noch das kleinste Übel…

Freitag, Cabo Cope – Der Autoknacker und das Schaf

Wohl gelaunt, wenn auch schwitzend, fuhren wir zum Strand am Cabo Cope. Wir genossen die laue – die sehr laue – Brise, die diese bereits extremen Temperaturen etwas erträglicher machten. Das Meer lockte und ich freute mich auf eine nasse Abkühlung. Joar, wäre toll gewesen, wären nicht diese roten, feurigen Quallen anwesend.

Also legte ich meinen Körper auf die Liege und blieb dort einfach liegen. Unsere Freundin Gabi kam dazu und so saßen wir dann plaudernd im Schatten, als wir einen Knall hörten. Mmmh, was war das? Ein Schuss? Explodierte Gasflasche? Gerd stand auf und sah, wie ein schwarzer Golf wegfuhr. Und dann sah er eine eingeschlagene Heckscheibe eines PKW, der da parkte. Die Besitzer lagen unten am Wasser. Wow, echt dreist, diese Autoknacker. Leider hatten wir uns das Kennzeichen nicht gemerkt. Dafür ging alles zu schnell. Die PKW-Besitzer waren bedient, denn u.a. wurden ihre Pässe geklaut.

Vom Schreck erholt saßen wir abends bei einem Gläschen Bier und bemerkten, dass wir beobachtet wurden: Ein einsames Schaf glotzte von oben auf uns herab. Es glotzte und glotzte und dachte vielleicht, dass wir auch Schafe seien – wer weiß. Das glotzende Schaf schien ganz zufrieden zu sein, obwohl es ohne Herde war. Vielleicht hatte es Lust auf Abenteuer und Freiheit – die Lust wurde ihm allerdings schnell wieder genommen.

Es kamen nämlich zwei moderne Cowboys daher, die auf motorisierten Pferden ritten und wie im Western versuchten, das Schaf zum Gehege zu treiben. Sah gut aus, wie das Schaf die Cowboys austrickste. Ob sie es geschafft haben, wissen wir nicht. Es dämmerte und dunkelte und irgendwann sahen wir weder Schaf noch Cowboys. Wir wünschen dem Schaf, dass es noch ein bisschen Freiheit genießen konnte, bevor es wieder in der grauen Masse verschwinden muss und nur von Freiheit träumen kann.

Samstag, Cabo Cope – Die Generator-Family

Samstag, die Sonne brutzelt, aber es wehte auch ein schöner Wind – der Tag schien Entspannung zu bieten. Wir freuten uns auf die leichte  – sehr leichte – Abkühlung und auch die feurigen Quallen waren verschwunden. Und dann kam sie, die Generator-Family. Zwei spanische Wohnwagen rollten an, parkten ziemlich nah bei uns und die dazu gehörigen Menschen richteten sich häuslich ein. Alles gut und schön, bis sie einen Monster-Generator ins Gebüsch stellten und anwarfen. Vom Geräusch her hätte man denken können, dass man damit eine ganze Siedlung mit Strom versorgen könnte. Lauter ging es wirklich nicht mehr. Das Motorgeräusch war die eine Sache, die andere war der Abgasgestank, der durch den herrlichen Wind zu uns geblasen wurde.

Als die Generator-Family auch nach vielen Stunden noch das Teil laufen ließ, packten wir unsere sieben Sachen uns suchten uns einen anderen Platz. Und das war gut so, denn…

Sonntag, Cabo Cope – Music in the Air

… Sonntagmorgen wurden wir um 7 Uhr von Musik geweckt. 7 Uhr ist eine gute Zeit im Sommer, denn zu dieser Uhrzeit ist noch ein Spaziergang mit Emma möglich. Also raus aus den Federn und raus aus dem Wohnmobil. War eh schon zu warm da drin.

Zwei spanische Paare hatten eine wirklich tolle Musikanlage in ihrem PKW und tanzten vergnügt zu Techno. Ich mag diese Musik und tanzte einfach mit. Die Musik war so laut, dass der ganze Strand beschallt wurde. Die Paare fanden es klasse, dass da jemand mit tanzte.

Es kamen erste Badegäste und die tanzten auch mit. Yeah, klasse Stimmung, so am Morgen. Später kamen immer mehr Badegäste. Niemand beschwerte sich, im Gegenteil tanzten manche Leute mit. Ein älterer Herr zum Beispiel zeigte einen gekonnten Hüftschwung, bevor er den ganzen Körper rhythmisch bewegte.

Die Musik lief noch bis zur Siesta-Zeit. Ich fand es wirklich klasse, tanzte auch am Mittag nochmal und hatte am nächsten Tag Muskelkater, haha.

Montag – Auf geht’s … oder doch noch nicht

Montag fuhren wir ganz früh zur Bank, da ich da noch etwas erledigen musste. Ich kam auch direkt dran, aber leider streikten die Computer. Schade. Also fuhren wir einkaufen und wieder zum Cabo Cope. Irgendwann rief uns zwar der Bankangestellte an und sagte Bescheid, dass jetzt die Geräte wieder funktionierten, aber nu hatten wir keine Lust mehr und verschoben die Abreise auf Dienstag. Noch keine Hochsaison und noch keine Schulferien – so hatten wir den Strand fast für uns alleine. Herrlich.

Mittags kam ein spanisches, junges Paar und die 2 waren echt knuffig. Sie lachten unheimlich viel und hatten sichtbar Spaß miteinander. Abends packten sie dann wieder ihre Sachen ein. Zum Schluss wollten sie ihren klappbaren Tisch vom Strand holen. Die junge Frau wurde zu Miss Rabiata und versuchte tretend die Scharniere zu lösen, damit die Tischbeine einklappbar wurden. Sie trat und trat und ihr Freund trat dann auf der anderen Seite mit….bis sie feststellten, dass sie die Scharniere zur anderen Seite hin hochziehen mussten, hahaha. Ich lag bald aufm Boden vor Lachen und auch das Paar lachte sich über sich selbst kaputt. Vor lauter Lachen drohte mein nächster Muskelkater, diesmal im Gesichtsbereich.

Dienstag – Auf geht’s … aber nur bis zur Ziegenwiese

Dienstag fuhren wir ganz früh zur Bank und ich kam direkt dran. Also konnten wir sofort weiterfahren und fuhren bis zur Ziegenwiese vor Mazarron. Es war so heiß und wir verspürten so gar keine Lust durch die Hitze zu fahren. Also beschlossen wir, dass wir bis abends an der Ziegenwiese chillen und dann weiterfahren.

Im Winter ist dieser Platz gut mit Campern gefüllt, die die kalte Jahreszeit in Spanien verbringen. Jetzt war nur ein Wohnmobil da. Wie schön, wir hatten die Ziegenwiese also fast für uns alleine – herrlich.

Emma war ein bisschen enttäuscht, dann dort ist ja nun Hundestrand. Aber, kein Hund weit und breit zu sehen – schade.

Wir wollten uns gerade auf die Liege legen und es uns mit Buch und so gemütlich machen, als wir Rauch sahen. Irgendwelche Deppen hatten direkt unter den abgestorbenen und somit trockenen Pinien ein Lagerfeuer gemacht. Ringsherum Büsche und in der noch glühend heißen Glut lagen dicke Äste, die tüchtig rauchten. Wie blöd kann man eigentlich sein?! Also zogen wir erst einmal die rauchenden Äste ins Meer und löschten mit einigen Eimern Meereswasser die Feuerstelle. Lieber hätten wir allerdings diejenigen zum Meer gezogen, die so unverantwortlich gehandelt haben. Gerne hätten wir ihre Köpfe ins kühle Wasser gedrückt, damit sie zur Besinnung kamen. Schade, dass sie nicht mehr da waren.

Abends fuhren wir weiter. Es war immer noch sehr warm und die Fahrt war wenig spaßig. In Valencia stellten wir uns auf einen Parkplatz am Strand und versuchten zu schlafen. Wir lagen sozusagen im eigenen Sud, wie so Schmorbraten. Es war eklig warm und stickig und somit war der Schlaf wenig erholsam.

Mittwoch – Ebro Delta

Morgens fuhren wir früh los und bis zum Ebro Delta. Dort fanden wir einen Stellplatz an einem Restaurant im Naturschutzgebiet. Das war wirklich wunderschön, denn zahlreiche und verschiedene Vögel leben da. Gerne wären wir wandern gegangen, aber die Temperaturen ließen das nicht zu. Wir sind halt nicht hitzeresistent  – schade. Hier werden wir aber nochmal hinfahren, wenn wir nächstes Jahr schon im Mai unsere Tour beginnen. Übrigens ist die App „Park4Night“ empfehlenswert. Damit findet man schnell einen Platz zum Übernachten und kann sich dorthin navigieren lassen.

Abends fuhren wir weiter und es war wirklich furchtbar warm. Wir versuchten hinter Barcelona irgendwo am Strand ein Plätzchen zu finden, aber in diesen Touristenorten sucht man vergebens – zumal die Eisenbahnlinie direkt am Strand entlang verläuft. Zu Emmas Übel wurden überall Feuerwerkskörper für Noche de San Juan verkauft. Natürlich musste der ein oder andere so ein Teil schon mal losböllern. Emmas Alptraum, den sie bisher bei jedem Start auf der Sommertour erlebte. Es hat also wenig genützt, dass wir diesmal in der Woche und nicht am Wochenende losfuhren.

Wir tuckerten die Berge hoch und in irgendeinem Örtchen übernachteten wir auf einem Parkplatz. Ihr  könnt es euch denken: Die nächtlichen Temperaturen ließen wieder keinen erholsamen Schlaf zu. Wir schmorten erneut im eigenen Saft.

Donnerstag – heiß, heißer, heißer geht’s nicht

Der Donnerstag war der Tag, an dem wir uns selbst verfluchten, denn eigentlich wollten wir ja unsere Tour viel früher starten. Aus Gründen kamen wir aber erst später weg. Das Gute: Wären wir früher losgefahren, wären wir über Portugal nach Galizien gefahren und dazu hatten wir uns die Strecke ausgesucht, an der nun in Portugal dieses furchtbare Feuer wütet. So können wir wirklich dankbar sein, dass wir später losfuhren.

Aber, trotzdem fluchten wir vor uns hin, denn war es bisher heiß, jetzt war es heißer als heiß. Wir fuhren bis Perpignan und von dort durch die Berge Richtung Toulous. Es wurde heiß und heißer und hatte ich mir bisher noch nie eine Klimaanlage gewünscht – jetzt war der Wunsch da. Kulti hat keine Klimaanlage und zudem befindet sich der Motor unter der Beifahrer-Sitzbank. Man hat also eine automatische Sitzheizung…die man im Hochsommer wirklich nicht gebrauchen kann.

Kulti ist außerdem ein Auto zum gemütlichen Tuckern. Das lieben wir sehr – aber jetzt wären wir doch gerne schneller vorangekommen.

Das Gute: Kulti hatte endlich keine Hitzeprobleme mehr. So haben sich die hohen Kosten für all  die Reparaturen gelohnt. Er wurde kein einziges Mal zu heiß.

Nun ja, wir allerdings wurden viel zu heiß und hatten arge Probleme damit. Immer wieder hielten wir irgendwo an und schmissen uns in den Schatten unter Bäumen. Aber auch da wurde es nicht besser, denn es wehte kein Lüftchen.

Zwischendurch hatten wir im Wagen 50 Grad. Wir hielten wieder an und lagen über eine Stunde unter Bäumen. Draußen waren es über 40 Grad. Es war das erste Mal, dass Emma nicht mehr in den Kulti einsteigen wollte – verständlich.

Irgendwann fuhren wir weiter, hielten immer wieder an, um irgendwie ein bisschen Abkühlung zu bekommen.

Wetter-App nachgeschaut und gesehen, dass in Ecke Bayonne 21 Grad und Regen angesagt ist. Da müssen wir hin, egal wie.

Gegen 23 Uhr kamen wir in einem Örtchen an, das ca. 90km von Bayonne entfernt liegt. Da waren es nur noch 22 Grad und der Himmel war schön zugezogen – herrlich. Wir übernachteten mitten im Ort auf einem Parkplatz an der Kirche. Auf dem Platz war eine Bäckerei. Besser ging es nicht. Die Nacht war wohltuend kühl und endlich konnten wir gut schlafen.

Freitag, 23. Juni – Kühles Wetter und leckere Croissants

Heute Morgen war das Aufwachen einfach genial gut. Es nieselte und das bei 21 Grad. Ich hätte am liebsten einen Regentanz getanzt, vor lauter Erleichterung. Emma und ich drehten eine Runde, während Gerd Kaffee kochte. Auf dem Weg zurück zum Kulti roch ich leckeren Back-Duft. Die Bäckerei hatte geöffnet und wir mussten natürlich sofort köstliche Croissants, ein Baguette und ein kleines Törtchen kaufen. Man, was geht es uns gut.

Capbreton – Ein Stellplatz der grausamen Art

Nach einem gemütlichen Frühstück fuhren wir bis Capbreton und hier stehen wir auf einem nicht soooo schönen Stellplatz, aber direkt an den Dünen und mit Internet. Da wir nur ausruhen wollten, war es uns zunächst egal, dass er Platz wie ein normaler Parkplatz aussah – für den man in der Nebensaison satte 11,50 Euro zahlt – das kann sich Business nennen. Ab Juli zahlt man für einen engen, geteerten Platz über 17 Euro – wow. Der Platz war für 170 Wohnmobile ausgelegt.

Als wir ankamen standen nur wenige Camper dort. Hunde waren am Strand verboten – darauf haben wir aber geschissen. Es waren eh noch keine Badegäste da. Somit ließen wir Emma erstmal freilaufen und sie flippte schier aus, als wir mit ihr über den breiten Sandstrand gingen. Sie wälzte sich zig Mal im Sand, legte sich ins Wasser und flitzte wie ne Wilde über den Strand.

Es führte ein Weg durch die Dünen und zum Schutz der Dünen war der Weg rechts und links durch Zaun begrenzt. Emma staunte nicht schlecht und verstand überhaupt nicht, warum sie wie im Gefängnis nur eine begrenzte Runde laufen durfte. Interessant waren die Kackbeutel, die am Zaun hingen. Mmmh, so war das wohl mit den Kacktüten nicht gedacht.

Ok, wir wollten ja heute eh nur ruhen und das taten wir dann auch. Abends aber staunten wir nicht schlecht. Der Platz wurde voller und voller und idyllisch konnte man das jetzt wirklich nicht mehr nennen:

Wie mag das erst in der Saison aussehen? Und wie erst morgen, wenn das Wochenende startet? Hilfe! Wir entschieden, dass wir hier zwar noch übernachten, aber dann schnell die Flucht ergreifen. Jeder Jeck ist ja anders und dennoch waren wir erstaunt, als uns ein deutsches Paar erzählte, dass sie hier jedes Jahr drei Wochen Urlaub machen. Drei Wochen auf diesem Parkplatz – für uns unvorstellbar.

Naja, wir fütterten die vielen Spatzen und versuchten die Camper-Invasion zu ignorieren – oooohhhm.

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